Biografie
Biografie
Künstler-Statement
Aufgewachsen in einem Dorf im nördlichen Österreich, schaufelte ich in meiner Kindheit auf der Suche nach verborgenen Schätzen Löcher in den elterlichen Garten und kümmerte mich um Kühe und Schweine am Bauernhof der Nachbarn.
Heute beschäftige ich mich in meiner Arbeit mit realen und imaginären Löchern. Es ist die menschliche Existenz und ihr Verhältnis zu Umwelt und Natur, die mich interessiert. Ein großes Forschungsgebiet liegt unter der sichtbaren Oberfläche, in den weit verzweigten und miteinander verbundenen Höhlensystemen, die unser Handeln bestimmen. Seit einigen Jahren zeige ich solche „Wurmlöcher“ auch als reale Objekte in meinen Skulpturen und Bildern.
Die Motivation Kunst zu schaffen hängt bei mir oft mit Emotionen zusammen, die durch Konflikte entstehen. Solchen persönlichen oder gesellschaftlichen Verzerrungen widme ich besondere Aufmerksamkeit. Wenn etwas reibt, schiebt und drückt, ist es für mich eine Herausforderung, diesem Ungleichgewicht zu begegnen. Im meiner Kunst setze ich mich Situationen aus, auch wenn diese unsicher sind. Es sind Abenteuer die mich antreiben. Ob als Performanceprojekt im öffentlichen Raum, als Ausstellung zu Krankheit und Tod, oder als Fotoserie bei Kälte und Schnee. Die Beziehung zwischen der inneren und äußeren Welt und der Verletzlichkeit des Individuums sind für mein künstlerisches Verständnis entscheidend. In meinen Performances thematisiere ich diese Ambivalenz des menschlichen Seins. Das geschieht anhand konkreter Themen wie Umweltzerstörung, Flucht, Krankheit, individueller und gesellschaftlicher Ausbeutung, etc. Den absurden Aspekten menschlichen Handelns begegne ich in meinem Werk mit einer widerständigen Haltung: Ich ironisiere, konfrontiere und transformiere sie. In diesem Zusammenhang ist Kunst für mich auch gesellschaftsgestaltendes Werkzeug, das mit Blick auf gegenwärtige Herausforderungen neue Perspektiven und Möglichkeiten der Veränderung aufzuzeigen vermag. Sie ist ein scharfes Messer, das sowohl berühren als auch schneiden als auch zustechen kann.
Eine Grundlage meiner Arbeiten ist, dass ich sie mehrdimensional denke und so die Beziehungen zwischen Objekt, Raum und Zeit ausloten kann. Ein Körper, gleich welcher Art, lebendig oder nicht lebendig, übt allein durch seine bloße Anwesenheit Einfluss auf seine Umgebung aus. Diesen oft unsichtbaren Verbindungen folge ich und mache sie in meiner Kunst erfahrbar. Dabei ist nicht das künstlerische Medium entscheidend. Auch eine flache Fotografie kann Mehrdimensionalität erzählen, wenn sie eine Abbildung der Realität zeigt, und sich Raum oder Zeit darin widerspiegeln.
Für meine Installationen, Skulpturen und Bilder verwende ich Materialien wie Erde, Holz, Gips, Beton, Stahl, Kunststoffe und Farben. Natürliche Objekte, die ich bei meinen Wanderungen irgendwo in der Landschaft finde, interessieren mich dabei ebenso wie industriell erzeugte. Wenn Dinge die Spuren der Zeit bereits in sich tragen, wie z.B. rostige Nägel, dann sind sie für mich kein Abfall, sondern Träger von Informationen. Alle diese Objekte und Materialien können in meiner Kunst miteinander in Beziehung treten.
Der handwerkliche Entstehungsprozess ist immer auch ein Erkenntnisprozess und ein körperliches Abenteuer. Oft geht dabei etwas schief, viele Ideen im Kopf werden, wenn sie in der Realität ankommen, zu langweiligen oder monströsen Gebilden, die später entweder in andere Objekte verwandelt oder aber zerstört werden. Kunst zu schaffen ist ein stetiges Ringen zwischen Aufbauen und wieder Abtragen, zwischen Vorwärtskommen und Scheitern.
2021 gründete ich gemeinsam mit meiner Partnerin Judith Schoßböck das „Black Ferk Studio“, ein Kunst- und Wissenschaftskollektiv, das sich mit schweren chronischen Krankheiten des Nerven- und Immunssystems, und insbesondere mit der Multisystemerkrankung ME/CFS befasst. Anlass für dieses Projekt war die Erkrankung meiner Partnerin, die uns eine dunkle Seite der menschlichen Existenz offenbarte. Seitdem befassen wir uns mit dem Schrecken dieser Krankheit und der gesellschaftlichen und politischen Ignoranz, die Themen wie diese umgibt. Auch hier geht es mir um ein Nachspüren, Offenlegen und Transformieren. Die Arbeiten, die im „Black Ferk Studio“ entstehen, thematisieren eine oft unsichtbare Welt unter Extrembedingungen, die aber ein Teil der Wirklichkeit ist und für mich als Künstler ein genaues Hinschauen verlangt.
Ausstellungen und Projekte
Kataloge und Publikationen (Auswahl)
2023
• Katalog „Heimsuchen“, Hrsg. Verein 4REST
2022
• „Public Art, Kunst im öffentlichen Raum Steiermark“. Hrsg. Elisabeth Fiedler, Jasmin Haselsteiner-Scharner
• Magazin „Vernissage“. Ausstellung „Leere und Dichte“
2021
• Ausstellungskatalog „flora pondtemporary“
2020
• „Grenzenlos?“ (Anthologie). Literaturedition Niederösterreich. Hrsg. Wolfgang Kühn
2019
• „EVOLUTION REVOLUTION – Das künstlerische Werk von 2008–2019“. Hrsg. Matthias Mollner, Günther Friesinger. Verlag edition mono
• „A place to be — 50 Jahre Verein Symposion Lindabrunn“. Verlag edition mono
2018
• „wespennest — Zeitschrift für brauchbare Texte und Bilder“, Nr. 174, „Idiotie“
2014
• Ausstellungskatalog „Hans im Glück“. Kunstraum Niederösterreich
2013
• Ausstellungskatalog „REIGEN.im.Park“
• Ausstellungskatalog „Art Austria“
2012
• „leben tanzen immer weiter – Das künstlerische Werk von Gerda Schorsch und MOLLNER & SCHORSCH“. Hrsg. Matthias Mollner, Helmut Neundlinger
Wettbewerbe
2020
• Wettbewerbsgewinner. „A bed is a serious place“. Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark / Museum Joanneum
• Zweiter Preis. „Mein Abtenauer Jungbrunnen“. Fonds zur Förderung von Kunst am Bau und Kunst im öffentlichen Raum Salzburg
Öffentliche Sammlungen
• Kunstsammlung des Landes Niederösterreich
• Neue Galerie Graz / Museum Joanneum
Tätigkeiten als Performer und Kurator
Als mitwirkender Performer:
2017
• „Medusa*Ode“. Performance (Choreographie: Bert Gstettner). American Dance Guild Performance Festival. The Ailey Citigroup Theater, New York City (US)
2014
• „Die Welt zerfällt in Tatsachen“. Performance (Regie: Ulrich Kaufmann). Klagenfurter Ensemble (A)
Kuratierung von Ausstellungen und Kunsträumen:
2023
• „Crash!“. Künstlerhaus Factory Wien (A)
2021
• „Natur ! PRO_dukt/“. Gruppenausstellung. Schloss Traismauer (A)
2017
• „Wolkersdorf Objekte“. Gruppenausstellung mit Skulpturen und Installationen im öffentlichen Raum. Wolkersdorf (A)
2010-11
• Kurator in der Galerie „Kunstfabrik Groß Siegharts, Projektraum für junge Kunst” (A)